Das letzte Gefecht

Marvins Abschied vor dem Krieg

12/13/20243 min read

Die Arena war erfüllt von einer bedrückenden Stille. Es war Freitag, der letzte Freitag der Saison, doch dieses Mal fühlte sich alles anders an. Kein nervöses Lachen, keine überheblichen Sprüche, keine prahlerischen Ankündigungen. Heute war nicht nur ein Spiel – heute war ein Abschied. Marvin stand dort, die Hände auf den Knien abgestützt, sein Blick in die Ferne gerichtet. Er wusste, dass dies sein letzter Kampf sein würde, bevor er in einen viel grösseren, viel realeren Krieg ziehen würde. Sein Land hatte gerufen, und Marvin musste diesem Ruf folgen. Erst im Sommer würde er zurückkehren – wenn er überhaupt zurückkehrte.

Patrick wusste, dass dies kein gewöhnliches Spiel war. Trotz all der Rivalität, trotz all der Rachegedanken spürte er, dass Marvin mit etwas weit Grösserem kämpfte als nur um einen Sieg. Aber heute, ein letztes Mal, sollten sie noch gegeneinander antreten – als Krieger in ihrer eigenen Arena.

Der Kampf beginnt:

Marvin versuchte, stark zu bleiben, doch sein Herz war schwer. Jeder seiner Schritte, jeder Schuss fühlte sich an wie ein Vorbote dessen, was ihn erwartete. In seinen Gedanken war er bereits dort – auf dem Schlachtfeld, in einer endlosen Weite aus Sand und Stahl, umgeben von Kameraden, die mit ihm marschieren würden. Der Gegner war nicht mehr nur Patrick. Nein, es war die Angst vor dem Ungewissen, vor der Härte der Ausbildung, vor der Kälte der Nächte in der Fremde.

Das Spiel begann, und für einen Moment war alles wie immer. Marvin kämpfte, er verteidigte sich, er spielte mit der Entschlossenheit eines Soldaten, der wusste, dass er nicht aufgeben durfte. Punkt um Punkt schlug er sich durch, wehrte Patricks Angriffe ab wie ein erfahrener Krieger mit seinem Schild. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass dies nicht genug war.

Der Wendepunkt:

Patrick spielte, als wollte er beweisen, dass er immer noch der Champion war – ein letztes Mal vor Marvins Abreise. Punkt für Punkt zog er davon. 3:2. Dann 5:3. Doch Marvin, der heute mit mehr als nur seinem Können kämpfte, warf sich in die Partie. Er erinnerte sich an die Worte, die er sich in seinem Kopf ausmalte: „Im Krieg gibt es keine zweite Chance. Du kämpfst, oder du verlierst.“

Er biss die Zähne zusammen, kämpfte sich auf 5:5 heran. Die Arena tobte, doch Marvin hörte nichts. In seinem Kopf hörte er nur den Marsch der Stiefel, das Kommando seiner Offiziere, den Klang von Befehlen, die keinen Platz für Emotionen liessen. „Du musst funktionieren, Marvin. Gefühle sind eine Schwäche.“

Und genau das war es, was ihn brach.

Patrick spürte die Veränderung. Marvins Blick war nicht mehr der eines entschlossenen Kämpfers – er war der eines Mannes, der erkannte, dass er in diesem letzten Spiel, in diesem letzten Kampf, den er noch selbst bestimmen konnte, verlieren würde. Es war, als würde sein Schicksal bereits über ihn bestimmen, als hätte er keine Kontrolle mehr.

Das letzte Gefecht:

6:5. Patrick war nur noch einen Punkt entfernt. Marvin wusste, dass er etwas tun musste. Er versuchte, sich zu sammeln, versuchte, sich noch einmal in diesen Kampf zu werfen. Aber seine Hände waren schwer, sein Körper müde. Und dann – der letzte Punkt.

Patrick setzte zum entscheidenden Schuss an, und Marvin, geistesabwesend, konnte nur zusehen, wie der Ball ins Netz schlug. 7:5. Es war vorbei.

Die Arena verstummte. Es war ein anderer Jubel als sonst. Kein übertriebener Triumph von Patrick, keine Demütigung von Marvin. Es war ein Moment, der schwer in der Luft lag. Marvin liess die Schultern sinken, die Hände auf die Knie gestützt.

Er hatte verloren. Seinen letzten Krieg, bevor er in den echten zog.

Patrick trat näher, doch sagte nichts. Was konnte man sagen?

Marvin atmete tief durch und sah auf. Er würde gehen. Und niemand wusste, mit welcher Version von ihm er im Sommer zurückkehren würde. Aber eines war sicher – wenn er zurückkommt, dann will er nur eins. Rache.